Im Rauch verliebt

Samstag, 04. Mai 2012. Keine zwei Minuten im Kellergewölbe vergingen, bevor meine erste Übelkeit einsetzte. Zwar spendeten mehrere Innenlaternen spärliches rotes Licht, doch die Luft war blau vom Tabak, unter anderem auch von meinem eigenen. Ich hatte getrunken und war wackelig auf den Beinen - die unflachen Schuhe taten das Übrige. Joe unterhielt sich mit mir fremden Menschen und ich wollte einfach nur raus. Plötzlich fiel mein Name und ich sah in ein paar fremde, aber schöne grünbraune Augen, umrahmt von blonden Locken. „Anni – Simon, Simon – Anni.“ Und ich brachte kein Wort heraus, Simon jedoch nur ein für mich deprimierendes „Aha.“, bevor er sein Bier ansetzte. Ich wollte den Abend nutzen um neue Leute kennen zu lernen und dieser erste Versuch war nicht gerade von Erfolg gekrönt. Benny, meine eigentliche Begleitung, war irgendwo in der unbekannten Masse verschwunden. Störte mich nicht weiter, ich hatte ja Joe und Joe war wichtiger, denn Jungs gab es hier genug, Mädchen jedoch weniger. Erst recht keine Mädchen die ihr ähnlich gewesen wären. Ich lächelte sie an und ihr Gesicht verschwamm vor meinen Augen. Nach fünf Minuten verließ ich den Kabuff schon wieder, ein betrunkener Versuch geradeaus zu laufen, zum Scheitern verurteilt. Doch ich siegte über meinen Brechreiz. Die Zeit, die ich draußen mit Rauchen verbrachte verging rasend schnell. Nach fünf Zigaretten waren dreißig Minuten vergangen und als ich mich erneut in dieses stickige Gefängnis wagte, war Simon verschwunden.

1 Kommentar:

  1. Hallo Anni,

    ich werde Deine Seite selbstverständlich weiter verfolgen,
    Du hast einen Schreibstil, der einen an die Geschichte fesselt
    und ich glaube – ganz unabhängig davon, ob Dir die Worte
    so aus dem Bauch sprudeln, oder Du eine Weile daran
    feilst, bis sie richtig sitzen – dass es sich dabei um ein
    Talent handelt, das man entweder hat oder nicht.
    Man verbessert sich zwangsläufig, wenn man viel und lange
    schreibt, aber das drückt sich dann meistens in Formalien aus,
    ändert aber nichts an dem eigentlichen Stil.
    Stephen King z.B. kann mich fast mit jedem Buch fesseln,
    völlig unabhängig von der Geschichte, einfach durch die Art
    wie er schreibt.
    Ich bin 51 und schreibe seit mehr als 30 Jahren, aber nur
    Songtexte und Gedichte, als ich mich an Kurzgeschichten
    versucht habe, ist mir schnell klar geworden, dass ich das
    nicht gut genug hinbekomme.
    Deshalb finde ich es sehr schön diese Gabe – die ich selbst
    nicht besitze - bei jemandem zu entdecken, zumal Du zudem
    wahrscheinlich noch recht jung bist (Mitte 20 ?).
    Wenn Du magst, kommentiere ich Deine Werke gerne weiterhin,
    aber ich halte es für wichtig, dass Du so weitermachst wie
    bisher, ohne Dich zu sehr beeinflussen zu lassen.
    Dieses ganze Projekt ist in sich stimmig und spannend.
    Das hat nichts mit irgendwelchen „Julia“-Herz/Schmerz-Schmonzetten
    vom Kiosk zu tun, sondern ist richtige Literatur, die sich
    meines Erachtens bisher auf einer guten Grundlage bewegt und
    immer wieder Ausreißer nach oben hat.
    Was ich bisher noch nicht entdeckt habe, sind Einbrüche, z.B.
    in Banalität, Kitsch usw.
    Wenn so was passieren sollte, werde ich Dir auch schreiben, dass
    ich es für Mist halte, aber im Moment gibt es nichts zu bemängeln.
    Als Leser stellt man sich natürlich die Frage wie authentisch ist Anni ?
    Bist das zu 100 % Du, was sind Fakten, was Fiktion ?
    Ich halte es aber für spannend das nicht zu wissen und ich finde
    Dein Konzept, dem Leser Puzzleteile hinzuwerfen aus denen er selbst
    das Bild zusammensetzen soll, äußerst innovativ.
    Man kann Deine Texte auch nicht flüchtig lesen, sondern man muss
    sich konzentrieren (was gut ist), da manche Botschaften in den
    Details liegen.
    Mir gefällt auch die Tatsache, dass es nicht chronologisch voran
    geht, so dass man, wenn es jetzt wie in „Im Rauch verliebt“
    wieder zum Anfang und zur Fortsetzung von „Die Wüste in mir“
    zurück geht, man immer sehr genau rekapitulieren muss, wann
    einem welche Informationen über Anni gegeben werden und da
    ist es ein guter Schachzug „Alltagsirrtümer“ undatiert zu lassen.
    Dir gelingt es den Leser wie in einem Film mitzunehmen (das
    zeichnet eine gute Autorin aus) und was noch viel besser ist,
    wenn er dann mit Dir in diesem Club steht wird ihm keine klare
    Blickrichtung vorgegeben.
    Ich denke, die meisten Leser werden sich auf Simon als
    Bezugspunkt konzentrieren, aber für mich ist in diesem Moment
    Joe die interessante Person.
    Und obwohl „Alltagsirrtümer“ scheinbar sehr viel über Anni
    verrät, bleibt sie für den Leser doch ein geheimnisvoller
    Schatten im Nebel.
    Man muss sich immer wieder von anderen Seiten an sie
    heranpirschen und man weiß nie, ob das was man dann sieht,
    Anni ist oder nur das Bild, das Anni einen sehen lassen will.
    Für den Leser ist das ungemein fesselnd, interessant
    wäre, wie sich für Dich anfühlt soviel über Anni (Dich)
    preiszugeben.
    Da man, wie oben geschrieben, nicht genau weiß, wie
    sehr Du Anni bist, macht sich bei mir schon eine
    gewisse Nachdenklichkeit breit :
    Hast Du genug Distanz zu der literarischen Anni,
    ist dieser „Seelenstriptease“ befreiend oder etwas mit
    dem man sich im Nachhinein unwohl fühlt ?
    Na, ich glaube, das eignet sich nicht unbedingt für die
    Kommentarfunktion hier.
    Auf jeden Fall ist es nicht nur gute sondern auch mutige
    Literatur und sie hätte mehr Leser verdient, als sich auf
    dieser Plattform finden lassen.

    Tom

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