Alltagsirrtümer

Täglich, XX.XX.XXXX. Vielleicht wollt ihr etwas über mich wissen. Vielleicht auch nicht. Viel zu erzählen gibt es nicht, denn ich kenne mich selbst nicht genug dafür. Zurzeit kenne ich mich gar nicht mehr. Ich habe vieles getan, was ich niemals tun wollte. Habe meine eigenen Grenzen überschritten und Sachen aufgegeben, die eigentlich ein fester Bestandteil meines Lebens waren. Vielleicht waren manche Sachen zu fest in meinem Leben verankert, weswegen es mir zu schwer fiel mich davon zu lösen. Manche Sachen zerreißen mir das Herz, obwohl ich gedacht habe, schon längst damit abgeschlossen zu haben. Und ich kann nichts anderes tun, als damit umzugehen. Schreiben hilft mir dabei. Mein Name ist Anni, ich trage seit drei Jahren schwarz und höre Musik die bei den meisten Menschen auf Abweisung stößt. Aber das spielt keine Rolle, denn ich spiele meine Rolle perfekt. Der weiße Engel in der Zahnarztpraxis, die schwarze Witwe auf berliner Straßen. Der Klassenkasper in der Schule und die mürrische Fremde im Freundeskreis. Hochgradig taurinabhängig und nicht unbedingt geschickt im Umgang mit anderen Leuten. Ich habe meine Anonymität perfektioniert. Ich bin bei vielen wunderbaren Menschen bekannt, aber niemand kennt mich wirklich. Das Mädchen mit dem bösen Blick und der unbekannten Seele.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Horrorkinder